Donnerstag, 24. September 2009

Die Lust am Spiel



Auf unsrer Reise, dem Gehörnten hinterher
Der Spur aus Fliegendreck und Ebbe täglich nach
Wo Schritte Gruben heben, floss einst tiefes Meer
Wo er schon war, da liegen reiche Felder brach

So grau und ausgebrannt, denn Teufelswind macht karg
In Felsenklüften, Geestgerippen, Höhlenland
sitzt Asche, die das Land vor Jahreszeit verbarg
Doch frisch und neu wirkt nun, was unlängst noch verbrannt

In schwachen Turmruinen finden wir ein Blatt
Das uns im Staub die Regeln eines Spieles lehrt
Ob es der Teufel dafür hinterlassen hat
Damit es die Jäger durch Lust zu ihm bekehrt?

„Blick aus zum Horizont, halt deine Lungen still
Schließ die Augen, senk die Zung‘, zähl im Geist bis zwei
So mag erkennen, wer fürwahr erkennen will
Soll die Zinnen schauen und blinzeln bei der drei

Erst bei der Neune sollst du nach Atem greifen
Hast die gelbe Feste sechs Zahlen lang erblickt
Der Preis hierfür? – Nur dein innerlich Begreifen
Ist es nicht das, weshalb ihr nach dem Teufel schickt?“

So steht es schwarz auf weißem Pergament notiert
Krauser, feuchter Stirn entziffern es die Recken
Eng an eng sie lesen, derweil es draußen friert
Der Drang zum Spiele erstickt bald allen Schrecken

Der Satan selbst hat uns zum Duell gebeten
Von Feuer und Fusel mit Wagemut bestückt
Will so mancher nun dem Fürst entgegentreten
Sie sprechen vor, ein jeder hat sein Schwert gezückt

Mit Blitzschlag ist die Nacht ein junges nacktes Weib
Ein greller Stern speit Funken in das blasse Meer
Die Männer zucken als des Teufels Zeitvertreib
Und draußen blökt vor Lust ein ganzes Ziegenheer

Die Brandung walzt an Klippen und die Spieler sind
Verdorben und verstreut, für immer sein Gewinn
Nur Lachen gelber Asche, sie kräuselt sich im Wind
Setzt sich in die Mäntel, auf Haut und in den Sinn

Zehn leere alte Gäule, vier stumme Reiter
Und viele Meilen war alles, was wir hatten
So ziehen wir stet durch Aschegärten weiter
Und jagen folgsam in seinem langen Schatten

Donnerstag, 3. September 2009

Frühlingsdüfte



Morgens zogen Nebelschwaden

An meinen Knöcheln unbeirrt

Trieben mich auf ihren Pfaden

Zu Feldern, wo das Frühjahr schwirrt

Ein Blick auf hart vereisten Grund

Und meinen Schatten auf Raureif

Zu flach und kantig, spitz und wund

So schemenhaft, gedrungen, steif

Ein Blick auf schalenlosen Forst

Und Ackerfurchen unter Tau

Den früh verwaisten Adlerhorst

Im dräuend nahen Dämmerbau

Die Sonne kläfft durch Wolkenhänge

In feste Luft sinistres Licht

spreizt den Schatten in die Länge

Nur wärmt sie nicht die Blätterschicht

Und Winde jammern öde Lieder

Von Eitelkeiten und Verzicht

Sie legen alte Düfte nieder

Mit klammem Griff mir ins Gesicht


Vergiss mein Nicht", wild einer fleht

Sich lockend um die Glieder schmiegt

Bevor er dann im Feld verweht

Und mit dem Wunsch im Tag versiegt





 
Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de