Sonntag, 27. Juni 2010

Der Novellist - 2. Teil

Wenig überraschend durchstachen zuerst Herr von Seinens mit den geschmackvollen Gamaschen versehenen Beine die Wasseroberfläche, ehe sein Rumpf und letzten Endes auch der Kopf eintauchten, auf dem der Zylinder mit vehementem Handgriff gehalten wurde. Sein Körper drang tief in die Fluten und fing sich erst nach einigen Metern, um nachfolgend durch ein systematisches Strampeln der Stelzenbeine wieder nach oben getrieben zu werden. Währenddessen fischte die bis dato unbeschäftigte Hand geschwind Manuskriptblätter aus tückischen Wasserstrudeln und seine Lippen begannen in stummer Disziplin die Zahlen zu formen, welche für die noch fehlenden Seiten standen. Wieder aufgetaucht, griff Herr von Seinen Seite um Seite aus dem Wasser, bewegte pflichtbewusst die Lippen hierzu und würdigte die träge davon schippernde Kronprinzessin Cecillie nicht mit einem Gedanken. Er paddelte hin und her, tauchte zuweilen unter, blieb gen Ende sogar mehrere Minuten verschwunden, und klemmte sich die zurückgerungenen Werkstücke fest unter den angewinkelten Fangarm. Als Ober- und Unterlippe „Drei, zwei, eins, und fertig. So!“ über sich gebracht hatten, war Herr von Seinens Reisemöglichkeit längst nur noch ein vager Punkt am langweiligen Horizont. Tief in des Zwergdampfers klaustrophobischen Wanst ruhte ein früher Prototyp des Automobils der Marke Piccolo und aus irgendeinem Grund sprang von allen unbemerkt sein unbedarfter Motor an und gluckerte leise sein Lied von den Freuden der Mobilität.
So fand er sich nun wieder, im Schoße des weiten Meeres, und sah als winziger Punkt im Spiegelbild grobschlächtiger Wolkenbilder klein und unbedeutend aus. Sein Gesicht gewährte der Sorge ob der scheinbar ausweglosen Situation jedoch keinen Zutritt und so war sein Mund zwar in einer faltigen Art verschlossen, die man leicht als Säuerlichkeit fehldeuten konnte, doch seine Augen waren entspannt geöffnet und gaben sogar unverhohlenes Schimmern einer sattsamen Zufriedenheit preis. Nicht mehr lange und auch die krümeligen optischen Reste der treibenden Monarchin wurden von der Ferne geschluckt. Ein ruhiger Dämmerbau legte sich mit imponierender Geschwindigkeit über die ganze Welt und der Wind erstarkte, als wollte er der majestätisch heran schreitenden Nacht einen hochmütigen Gruß entgegenwerfen. Wie um Achtung zu zollen, schob Herr von Seinen den oberen der drei zuvor geöffneten Knöpfe zurück in sein Knopfloch. Dann schielte er auf den Kopf der Pfeife, deren Mundstück immer noch krampfhaft von seinen Zähnen umklammert wurde, ließ beim Anblick der jämmerlichen Schlammbrocken, die einst seinem geliebten Tabak angehörig gewesen waren, ein enttäuschtes Brummeln entweichen und wand sich dann auf den Rücken, um sich treiben zu lassen.
Während der Tag eilig dem Weg der Cecillie folgte und in der Kehle des Horizontes versank, sortierte der Novellist die Blätter zurück in ihre ursprüngliche Ordnung, indem er drei Stapel auf Brust und Bauch anhäufte, die nach und nach wieder zu einem großen wurden. Der Wind stellte sich nun gut mit ihm. Als diese Arbeit getan war, blickte er zufrieden an sich hinab und prüfte abermals seine Pfeife. Die spärlichen Reste des Tabaks waren getrocknet und wie durch ein Wunder hatte sich die Packung Zündhölzer in seiner Brusttasche als wasserfest erwiesen. Mit neuem Elan klemmte sich Herr von Seinen den Papierstapel zwischen Hemd und Jackett, knöpfte dieses bis oben hin zu, sodass die Blätter fest und sicher an seinem Herz lagen, und verwandelte die letzten Krümel des unbekannten Tabakgemisches in eine heimelige Glut. Voll Freude stellte er fest, dass der gewohnte Geschmack sich wieder einfand. Vielleicht etwas milder und kratziger als sonst, aber immer noch von unverkennbarem Wald- und Wiesencharakter. So trieb er in seinem nassen Bett. Am Himmelszelt schälten sich die Sterne aus der friedlichen Dunkelheit, als wollten sie auf das winzige Glimmen dort unten im Meer antworten, und Wind und Wellen trieben Herrn von Seinen sanft in die fleischlosen Arme des Ostens.
Irgendwann in der unentschlossenen Zeit zwischen Morgengrauen und Mittagsstunden erwachte er aus einem dämmrigen Halbschlaf und schlug die Augen auf. Eigentümlich spitze Bauten in einer gelben Einöde von erschlagender Weite hatten seinen Traum bestimmt. Fremdartige Blumen hatten diese ansonsten kahle Welt bevölkert. Er blickte nach oben in die von klarem Blau durchsetzte Höhe und bewegte seine Beine in rhythmischer Betriebsamkeit, um sich zusätzlichen Antrieb zu verschaffen. Es war ein friedlicher Tag, die schillernden Geräusche des ruhigen Ozeans lagen beschwingt in seinen Ohren und er sinnierte eine Weile über die Bedeutung dieses merkwürdigen Traumes. Weil er weder Hunger noch Durst verspürte, waren der einzige Grund zur Klage seine nassen Stiefel. Da die Sonne aber warm und freundlich schien, die Luft klar war und aus der längst erloschenen Pfeife immer noch ein angenehm würziges Aroma in seine Nase strömte, war der Tag durchaus als prächtig zu verbuchen. Schließlich brach erneut die Nacht herein und Herr von Seinen verfiel früh und zufrieden in seinen seichten Schlummer. Abermals träumte er und als sich zum zweiten Mal der Tag aus seinen himmlischen Gemächern hinab zur Erde bequemte, war immer noch kein Land in Sicht. Wind und Wellen taten weiter ihre Arbeit, Herr von Seinens Füße traten pflichtbewusst Wasser und das Meer duftete.
So zogen die Tage vorüber, gaben milde Nächte ihren Einstand und Herr von Seinen vergaß, sie zu zählen. Dann und wann las er seine Schriften Korrektur, verbesserte mit seinem Füller Kleinigkeiten oder beseitigte Ungereimtheiten. Sobald er spürte, dass Müdigkeit ihn zu überkommen drohte, schob er die Blätter zurück zum Mutterstapel an seiner Brust und schlummerte in bequemer Rückenlage.
An seinem letzten Tag auf See tauchte urplötzlich ein gewaltiger Wal neben ihm auf und begleitete ihn ein Stück. Sein müdes und entzündetes Auge musterte ihn lange und eingehend. Dann tauchte der Riese mit leisem Grollen wieder in die Tiefe hinab.
Als die folgende Nacht im Begriff war, sich aufzuhellen, stellte Herr von Seinen verwundert fest, dass er nicht mehr schwamm sondern lag.

Donnerstag, 24. Juni 2010

Der Novellist - 1. Teil

Lars von Seinen war ein Novellist, wir würden sagen, ein durchaus rechtschaffender, ehrenhafter Novellist. Er sprach nicht übermäßig viel, jedoch auch nicht auffällig wenig. Er tat sich, er konnte es sich ob seines zahmen Erfolges jüngster Tage durchaus leisten, in Maßen großzügig, legte jedoch kein großmütiges, geschweige denn prahlerisches Gebaren an den Tag. Wenn man nach ihm fragte, wenn Bekannte in sich forschten, welche Meinung sie Herrn von Seinen gegenüber wohl vertraten, so kam man zumeist zu dem Ergebnis, dass es sich hierbei um einen angenehmen, gesitteten und nicht zuletzt respektabel gebildeten Zeitgenossen handele, dessen Bekanntschaft man sich in keinster Weise zu schämen bräuchte.
In jenem Augenblick befand sich Herr von Seinen an Deck eines drolligen Dampfers. Er hatte sich dieses Schiff extra für seine Reise gechartert, war der einzige zahlende Passagier, und sie befanden sich bereits seit ungezählten Tagen auf hoher See. Der Horizont bog sich kreisrund um das Zentrum des Meeres, das, wie es Auge, Gefühl, wie auch beinahe schon Vernunft, nickend bestätigen wollten, sie selbst waren. Hie und da bog sich eine besonders große Welle keck aus dem wabernden Graublau des Ozeans und brach daraufhin wieder in das große Nichts des riesigen Organismus zurück.

Es steckte keine Eitelkeit in seinem Handeln, höchstens eine Spur von gesunder Egozentrik war zu finden. Der tatsächliche Grund für seine gesellschaftslose Reise auf eigens gemietetem Kahn war sein Wunsch nach Inspiration. Lars von Seinen befand sich die meiste Zeit an Deck, saß in seinem extra für diesen Zweck angefertigten Sessel und sinnierte in sich hinein. Der Wind blies ihm ins Gesicht und um die Ohren, ganz egal, in welche Richtung er seinen Thron auch ausrichtete. Beizeiten, wirklich nicht sehr oft, warf der Kapitän und Steuermann einen Blick aus seinem kleinen Kabuff hinaus auf Herrn von Seinen. Doch weilten seine Augen nie lange auf dieser Gestalt – es war einfach kein besonders aufregender Anblick, der sich da bot. Leicht schlaksig die Statur, dünne, etwas zu lange Beine, einen schmalen Brustkorb, aus dem zwei merkmalslose Arme ragten, die stets darum bemüht waren, mehrere Stapel von Zettel beieinander und in Ordnung zu halten. Der kantige Kopf mit seinem großen Gesicht, das sich noch weit bis in jene Regionen erstreckte, die in anderen Fällen dem Kopfhaar zugestanden hätten, saß gedrungen auf den Schultern und war starr auf die Schreibarbeit gerichtet. Schmale Lippen, blau von der ungewohnten Seeluft, hervorstehende Augen mit leichtem Silberblick und eine drahtige Nase, welche bis hoch zu den unerwartet struppigen Augenbrauen, die große, dunkle Striche auf seiner Stirn waren, reichte, bildeten die gottgegebene Miene des Passagiers. So, wie sie halt ausschauen, diese Sonderlinge, Schreiberlinge, dachte sich der Steuermann hierbei und belächelte diesen romantischen Festlandmenschen mit erfahrener Gutmütigkeit, ehe er sich wieder ans Navigieren machte. Auch, wenn es anfänglich den Anschein erwecken mag, Herr von Seinen sei hässlich, hätte gar eine aufs Unsägliche missratene Visage, so muss man sich nach kurzer gedanklicher Zäsur fix eingestehen, etwas vorschnell geurteilt zu haben. Nicht nur, dass die einzelnen Elemente seiner äußeren Erscheinung, so seltsam sie für sich auch sein mochten, ganz vorzüglich miteinander harmonierten, sie bildeten fast schon ein (so denn man etwas zu sehr ins Bildliche gerückten Vergleichen nicht gänzlich abgeneigt ist) lebendiges Portrait beachtlicher Prägnanz. Geschmückt wurde er von einem durchaus adretten, wenn auch Ort wie Witterungsverhältnissen gänzlich unangemessenem Kostüm, das seinen schmalen Körper in unbeschreiblicher Kombination aus Tadellosigkeit und Unbeholfenheit wie eine modische Festung umfing. Ein breiter Zylinder auf dem Kopfe, eine Brille, die jedoch stets nur zusammen geklappt am Kragen hing, und lediglich hervorgeholt wurde, wenn die Dämmerung schon lange in die Nacht übergelaufen war, und zweckmäßige Gamaschen, die farblich dezent seine knabenhaften Waden betonten, bildeten die Eckpunkte seiner Garnitur.

Just in diesem Moment hob dieser Novellist sein Bein, um sich dem rustikalen Beistelltische zuzuwenden, auf dem alle Utensilien, die für den vollendeten Genuss einer Maiskolbenpfeife vonnöten sind, in penibler Ordnung auf ihren Gebrauch warteten. Da wand sich eine zickige Bö unter seinem Arm hindurch, griff mit jugendlicher Wucht unter den Stapel abenteuerlicher Notizen im rohesten aller Zustände und hob ihn im Ganzen empor, nur um ihn in zwei bis drei Metern Höhe sanft zu zerpflücken und über unsichtbare Hügelketten hinweg gen Steuerbord zu tragen.

Herr von Seinens Haupt ruckte hoch und verfolgte die Flugbahn der frisch vollendeten Arbeit. Währenddessen beschäftigten seine Finger sich in geschickter Routine auf dem Tisch, zogen die Pfeife heran, eilten zum Tabakbeutelchen (angefüllt mit Räucherware, die er nie zu benennen wusste, jedoch sehr achtete, da sie ihm ein Gefühl von dichtem Forst und wilden Wiesen in den Brustkorb brachte) und stopften dessen Inhalt, nachdem sie eine grobe, jedoch gewissenhafte Säuberung vorgenommen hatten, wohl dosiert in den bauchigen Kopf. Da sich das Paket Zündhölzer gewohnheitsmäßig bereits in seinem Brusttäschchen befand, erhob er sich, das präparierte Rauchwerkzeug mit allen fünf Fingern umgriffen, und schritt mit misstrauischem Eifer die Flugbahn ab, über die seine flatterhafte Inspiration letzter Tage sich soeben verflüchtigt hatte. Wie bereits erwähnt, handelte es sich um ein eher handliches Wassergefährt, sodass der Dampfer nach kurzer Zeit in seiner Länge durchschritten war und Herr von Seinen noch beobachten durfte, wie die letzten Nachzügler seiner entwendeten Manuskripte nach unten und somit aus seinem Sichtfeld hinter den Rücken des Dampfers getragen wurden. Es war kein wilder, erbarmungsloser Wind, der wie tollwütig Seemeile um Seemeile übertobte, vielmehr handelte es sich um einen verspielten Luftzug, der sich, so kam es Herr von Seinen in akutem Besinnen vor, mit fast schon schüchternem, vielleicht sogar gleichsam entschuldigendem Gebaren seiner Arbeit bemächtigt hatte. Ein Fahrtwind, der noch keine rechte Kontrolle über seine ungestüme Natur hatte. Herr von Seinen hegte keinen Groll gegen ihn. Er stellte sich mit geschlossenen Füßen an die Reling und blickte auf das blubbernde Meer hinab. Kleinere Wellen schwappten gegen den Rumpf, auf dem weiter oben der Taufname „Kronprinzessin Cecillie“ prangte. Ob Scherz oder Hommage, er hatte nie nähere Auskunft erfahren können. Wie automatisch führte er die Pfeife an die Lippen und erhitzte den Tabak mit einer Flamme, die allem Pusten der Seewinde trotze. Die Cecillie trieb fort auf ihrem Weg und lies eine gestreckte Inselgruppe aus Papier hinter sich, welches sich mit Salz und Wasser vollsaugte, das die noch jungen Buchstaben miteinander und anschließend der erhabenen Unendlichkeit des Meeres höchstselbst verband. Herr von Seinen öffnete die oberen drei Knöpfe seines schnörkellosen Hemdes und nahm einen epikurisch tiefen Zug Pfeifenluft auf. Er lehnte mit angespanntem Bauch an der harten Reling und fasste die auseinandertreibenden Papiere ins Auge. Dann zwinkerte er zweimal, biss fest auf das Mundstück seiner Pfeife und federte mit einem beherzten Sprung über die Reling am Rande des Schiffes hinunter ins ozeanische Nass.

Sonntag, 20. Juni 2010

Brillanz


Brillanz in steifer Formation
Und eingehüllt in raues Leder
Sei heuer deiner Düfte Lohn
In Pfauentracht erscheine jeder

Mit Wässerchen ihr mich umwerbet
Und schmucken Ketten über Wunden
Auf dass die Tochter Leder erbet
Nur dieser Wunsch hat mich gefunden

Flüssen gleich schallt der Gesang
Aus all den wohl bemalten Mündern
Um Ecken, Leuchter schnell entlang
So wollen eure Lieder plündern

Vergiss mein nicht prangt auf den Stirnen
Und angehoben sind die Kleider
Der Ballsaal ist das Haus der Dirnen
Vergänglichkeit ruft all euch Neider

Vergänglichkeit auf eure Zungen
Vergänglichkeit aus euren Noten
Vergänglichkeit um euch geschlungen
Brillanz ist nur das Gut der Toten



12.12.2007

Mittwoch, 16. Juni 2010

Das Ende der Geschichte

Was, wenn irgendwann alle Geschichten erzählt sind?
Da die menschliche Phantasie sich zwangsweise schneller als Technik und Forschung entwickelt (schließlich unterliegt sie weniger strengen Auflagen), ist irgendwann die Welt der vorstellbaren Geschichten zur Genüge erkundet. Vorstellungsvermögen und (technischer) Fortschritt bedingen sich prinzipiell gegenseitig. Erstere gibt die Impulse für zweites, zweites erweitert die Spielwiese ersterer.
Und während die Phantasie rast, schleicht der relative Fortschritt.

Sind alle Geschichten aber bekannt und werden sie – wenn überhaupt – nur noch in Nuancen variiert, stellt sich schnell Abnutzung ein. Zauber und Faszination des jeweiligen Erzählmediums nehmen stetig ab. Die mannigfaltigen Spektren vergangener und hypothetisch zukünftiger Epochen wurden weitestgehend ausgelotet – und selbst hier lässt sich das Erzählte im Regelfall auf den immer gleichen, bewundernswert wirksamen Kern reduzieren. Trieb sei Dank.

Nachdem das Theater immer mehr vom Film abgelöst wurde, wucherten die Ideen verhältnismäßig synchron zur Erschließung neuer Möglichkeiten. War man früher noch auf 1:1 abfilmbare Begebenheiten beschränkt, expandierten die Grenzen recht schnell dank sich dazugesellenden Extras wie Ton, Farbe und den ganzen Rest an manipulativer Möglichkeiten, der heute Standard ist.
Doch irgendwie scheint man nun ja an einer gewissen Grenze zu stehen. Alles, was unsere Sinne aufzunehmen in der Lage sind, lässt sich in Kunst festhalten. Jede annähernd beschreibbare Fantasie lässt sich, das entsprechende Budget vorausgesetzt, meist ohne nennenswerte Konvertierungsverluste für Dritte auf der Leinwand reproduzieren. Der aktuell als nächster Schritt cineastischer Evolution angepriesene 3D-Effekt ist bekanntermaßen ein alter Hut und verspricht auf inhaltlicher Ebene kaum Mehrwert. Eher im Gegenteil, wird er doch zumeist vielmehr zwecks Kompensierung vorherrschender Innovationsarmut angewandt (wobei das Klagen ob dieser ebenfalls seit Anbeginn der Kunst als ständige Begleitung diente, sei’s drum). Markttaugliches HD schafft bestenfalls graduelle Optimierung und das Gros bisheriger Fluchtwege (Geruchskino…) ging meist als erinnerungswürdiges Kuriosum in die Historie cineastischer Erzählkunst ein. Die nächsten vorstellbaren wahrhaftigen Entwicklungssprünge scheinen hingegen augenblicklich unbezahlbar und/oder Science Fiction.
Nochmal: Was also, wenn der Teich der Ideen leergefischt ist? Wovon ernährt sich der Mensch, der nach tristem Alltag auf Entspannung und Realitätsflucht aus ist, wenn die Kunst auf der Stelle tritt? Wer jeden Helden schon hat scheitern, ficken und siegen sehen, frustriert zusehends durch ständiges Recycling. Doch was hilft alles Klagen über stümperhafte, faule und den Massengeschmack fütternde Autoren, wenn sich schlicht nichts Neues mehr finden lässt? Und schließlich beschränkt sich dieses Problem bei weitem nicht auf die Filmindustrie.
Also ein drittes Mal in furchtbar theatralisch: Was geschieht, wenn die Gattung Mensch an die Grenzen ihrer möglichen Kultur gelangt? Wo sie sich letztlich doch durch diese definiert…

 
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